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PHILIPP SPIEKERMANN

#Heimat Das Label der zweiten Heimat ist abgefallen. Das ist nichts Negatives. Es hing zwei Jahre an meinem Schlüssel, an mir. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ich angekommen bin. Ein Zeichen, dass aus der alten Heimat, die zweite Heimat wurde. Weil die neue Heimat zur ersten Heimat wird, wenn man sich wohl fühlt, man Orte und Menschen kennen gelernt hat, mit ihnen durch Krisen gegangen ist und Schönes erlebt hat. Die alte Heimat werde ich nicht vergessen. Sie hat mich geprägt. In ihr liegen meine Wurzeln. Manchmal erkennt man es an meiner Sprache. Denn ich bin immer noch ich.

#OmasKamera – Es ist ein Zeitdokument und ein unglaublicher Zufall. Etwa 30 Jahre ist es her seit diese Fotos entstanden. Das Foto des Jungen, der auf dem Campingplatz Fahrrad fährt, und die beiden Fotos mit seiner Mutter in der Brandung am Gardasee. Aufgenommen mit Omas Kamera, dieser kleinen und stilvollen Agfamatic. Omas Kamera, die seither nicht mehr genutzt wurde. Die nach Omas Tod bei dem Jungen landete mit einem belichteten aber unentwickelten Film drin. Ihn zu entwickeln war spannend, den es war völlig unklar was darauf ist. Der Phantasie und Hoffnung waren keine Grenzen gesetzt. Niemand weiß mehr wo und ob Oma sie nutzte. Und dann sehe ich Bilder von mir aus einer anderen Zeit und sonst nichts.

#OggersheimerSchick - Ich weiß nicht, ob er was damit zu tun hatte, ob er davon weiß oder es ihm überhaupt gefällt und trotzdem gibt es mir dieses Gefühl Mitte der 90er, kurz nach der Wiedervereinigung und noch bevor dieser Sozial-demokrat übernommen hat. Ich stelle mir vor wie Helmut hier sechsmal ins Abteil passt und genug Platz hatte, vielleicht war ja auch Boris mit von der Partie. Diesen Schick, den Charme versprüht es noch immer, nur ist das Alles lange vorbei. Sowohl die Zeit von Helmut und Boris als auch von diesem Wagen. Es wirkt wenig modern, trotz Modernisierung. Wie aus einer anderen Zeit. Hier laufen die Uhren anders. Fast symptomatisch tickt es hier nicht jede Sekunde. Alle 4,52 Sekunden kommt so ein mechanisches Klicken irgendwo aus der Verkleidung weit hinter der Heizung. Man kann das nicht überhören. Auch die Musik aus den Kopfhörern kann es nicht übertönen. Ähnlich wie Helmut und Boris.

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#VaterEndecktBerlin - Man sieht sie hier immer wieder: Die Zugezogenen. Viele passen sich an, verschwinden in der Masse, verschwinden im urbanen Gewirr. Manchmal erkennt man sie. Am Besten, wenn sie Besuch haben. Besuch von daheim. Besuch von den Eltern. Dann sieht man sie wie sie ihnen ihre Welt erklären, sie mitnehmen auf Entdeck-ungsreise. Ich bin einer von ihnen. Die Gesprächsfetzen, die man hört, ähneln sich: Berlin ist laut, groß, dreckig, schnell, verwirrend und stinkt. Man schaut zu wie sie Berlin entdecken. Ihre Eindrücke dokumentieren, festhalten, teilen, nach Hause schicken. Vielleicht versuchen sie aber eigentlich uns zu entdecken. Uns und was uns hier hält. Was den Reiz der Stadt in der Fremde ausmacht, die so laut, groß, dreckig, schnell und verwirrend ist. Und stinkt.

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#Zeitungsleser - Menschen, die Zeitung lesen, sieht man immer seltener. Noch seltener lesen sie eine richtige Zeitung, also eine aus Papier, eine ohne kurze Sätze und ohne große Überschriften. Wenn man doch welche sieht, hat es fast einen unnatürlichen, nahezu antiquierten Charakter.

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#6000000 - Zusammen 6000000 Schritte in etwas mehr als einem Jahr. Die große Stadt. Das Paradigma der täglichen 10.000. Die Decke, die auf den Kopf fällt. Der Drang nach draußen. Es tat manchmal weh. Es tat öfter gut. Viel öfter.

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